Review: Super Mario Galaxy 2 3

Review: Super Mario Galaxy 2 3

Nimmt man Super Mario Galaxy 2 aus dem schicken Pappschuber wird sofort der Eindruck erweckt, man habe hier kein leichtes Game vor sich; eine normale Anleitung, eine Kurzanleitung und eine Anleitung auf DVD (was ironisch ist, da die Wii keine DVDs abspielen kann). Dazu kommen noch die Ingame-Tutorials und Nintendos Super Guide (heißt hier Kosmo-Assistent). Und tatsächlich hat Nintendo mit Super Mario Galaxy 2 wieder ein stellenweise sehr schweres Spiel hingelegt, das mich an manchen Stellen verzweifeln ließ.


Aber ich gehe einfach mal chronologisch vor: legt man das Spiel ein, wird man nach dem bekannten Titel-Screen mit einem sehr schön gemachten quasi-2D Intro begrüßt, das die für Mario Games üblich rudimentäre Story umreißt. Aus welchen Gründen auch immer (ich bin seit nun fast 20 Jahren mit dem Klempner unterwegs und hab noch immer keinen Schimmer, was die Riesenechse überhaupt mit der Prinzessin will) entführt Bowser Prinzessin Peach, dabei hatte Mario sich gerade so auf den von ihr gebackenen Kuchen gefreut. Doch als wenn das nicht schlimm genug wäre, stiehlt er den Lumas auch ihre Power-Sterne. Mario vereint wieder einmal seine Kräfte mit den Lumas und bereist die Galaxien, sammelt Power-Sterne ein, die die Reichweite des Raumschiffes erweitern, um schließlich beim Oberbösewicht selbst anzukommen. Im Gegensatz zum ersten Teil fliegt man hier in einer Super Mario Bros.-typischen, linearen Weltkarte zwischen den einzelnen Leveln umher und dringt von links nach rechts immer weiter ins Universum, bzw. reist zum Mittelpunkt des Universums, wie es einst die Enterprise tat.

Vergleicht man Super Mario Galaxy 2 mit Teil 1 fällt außer der Weltkarte nicht viel auf. Drei Jahre liegen zwischen den Teilen und am Gameplay und der Optik hat sich nicht das Geringste geändert. Wir treffen Yoshi wieder, der sich ebenfalls verwandeln und auch auf Gegner schießen kann und Mario selbst entdeckt ein paar neue Verwandlungspilze. Wem die Level zu leicht sind, der kann sie mit Marios grünem Bruder Luigi spielen, der sich weniger gut steuern lässt. Erreicht man den Stern mit Luigi schaltet man dadurch einen Ghost-Modus frei, in dem man gegen den gespeicherten Leveldurchlauf eines Entwicklers antreten kann. Als “Hilfe” kann man sich auch einen zweiten Spieler dazu holen, der nichts weiter tut, als mit einer zweiten WiiMote Sternteile zu sammeln oder auf Gegner zu schießen. Da kommt kein wirkliches Koop-Feeling auf, ich habe dann lieber auf das alte “abwechselnd spielen” (wer stirbt, gibt den Controller ab) zurück gegriffen.


Mit der freien – an Super Mario Sunshine oder Super Mario 64 angelegten – Levelauswahl aus Teil 1 konnte ich mich nie anfreunden, deshalb empfinde ich die sehr lineare Art wie man hier von Level zu Level fliegt als große Verbesserung. Die einzelnen Welten sind wieder sehr aufwändig und schön gestaltet, das kann man aber auch von einem Spiel verlangen, das außer den Levels und ein paar neuer Power-Ups nicht viel Neues zu bieten hat. Die Level sind sehr abwechslungsreich und nach zwei Sternen in einer Welt geht die Reise meist schon weiter. Lava, Eis, Wasser, Sand oder Geisterlevel, mal rollt man als Fels-Mario durchs Level, ein anderes Mal geht es als Wolken-Mario hoch hinaus; Langeweile oder mangelnde Abwechslung braucht man in den 42 Leveln in den 6 nicht zu befürchten, anders als vielleicht bei einem Super Mario 64, bei dem man immer und immer wieder das gleiche Level mit einer neuen Aufgabe besuchen musste. Nach dem Sieg über Bowser öffnet sich die siebte, geheime Welt, sammelt man 120 Sterne ein, darf man in allen Welten noch einmal nach 120 grünen Sternen suchen. Zum Beenden des Spiels reichen aber 70 Sterne und das ist auch gut so, denn manche Level sind einfach so schwer, dass man schon viel Geduld aufbringen muss.

Unterstützung vom Kosmo-Assistenten kann man kaum erwarten

Klar, es gibt den Kosmo-Assistenten, der einem angeblich helfen bzw. das Level für einen lösen soll, doch genau wie in New Super Mario Bros. Wii erscheint der nie, wenn man ihn wirklich braucht und manchmal erscheint er gar nicht. Einen Levelabschnitt konnte ich dank eines Lebens direkt über der Speicherfahne so oft ich wollte versuchen, was dazu führte, dass am Ende in der Statistik “47 Minuten” unter dem Level stand. Ganze 30 Mal probierte ich die Stelle. Irgendwann sprang ich absichtlich in die Lava, der Assistent in Form einer Schattenprinzessin wollte einfach nicht erscheinen. Ich bin sicherlich kein Anfänger und spiele Super Mario Games seit Super Mario Land für den Game Boy (was stellenweise auch verdammt schwer war) aber mich hat selten ein Spiel so viele Nerven gekostet, wie Super Mario Galaxy 2. Durch einige Level läuft man ohne Probleme durch aber dann kommen diese richtig fiesen, an denen man sich ewig die Zähne ausbeißt. Bei Super Mario 64 hatte ich noch die Ambition, sämtliche Sterne zu bekommen, was ich nach vielen Wochen auch irgendwann geschafft habe, bei Super Mario Galaxy 2 bin ich erstmal froh, dass ich es zum Endgegner geschafft habe. Auf die ganzen Time-Challenges kann ich gut verzichten.

The cake is a lie

Normalerweise habe ich wenig Motivation, letzte Endgegner zu besiegen, schließlich bekommt man als Belohnung meist nur die Credits zu sehen. Bei Super Mario Galaxy 2 lohnt es sich – und das nicht nur wegen der epischen letzten Worte Bowsers.

Meine Macht… verschwunden.
Mein Imperium… zerstört.
Mein Schokokuchen… nie gebacken.

Der Abspann ist wie das Intro im 2D-Bilderbuch-Style gehalten und kann auch echt gespielt werden. Nach dem Abspann wird man mit einer neuen Welt belohnt, in der sich z.B. die Pixel-Mario-Galaxie befindet. Außerdem schaltet man Luigi auf dem Schiff frei und kann nun alle Level mit dem grünen Bruder bestreiten. Ach ja, ein Wiedersehen mit Rosalina gibt es auch noch, ich glaube, Peach war ein bisschen eifersüchtig.


Ganz besonders hervorheben möchte ich die “Flash Back Galaxy”, die uns wieder zu König Wummp aus Super Mario 64 versetzt. Ein bisschen aufgepeppt aber mit der original Musik und allem, hat mein Retro-Herz (darf man das schon retro nennen?) extrem erfreut, da hätte ich gerne mehr von gehabt. Nicht nur in diesem Level, sondern im gesamten Spiel, fällt der orchestrale Soundtrack übrigens sehr positiv auf. Zuerst war es mir ein bisschen fremd, ist es doch so gar nicht die Musik, die man mit Nintendos Vorzeige-Klempner verbindet, doch der Soundtrack passt stets perfekt zu dem jeweiligen Level.

Thank you for playing my game!

Alles in allem ist Super Mario Galaxy 2 eine würdige Fortsetzung und ein tolles Mario-Game. Die einfallsreichen Power-Ups und die toll gestalteten Level sorgen dafür, dass man Nintendo die wenigen Innovationen zum Vorgänger nicht übel nimmt. Ganz im Gegenteil sogar, mir hat Super Mario Galaxy 2 viel mehr Spaß gemacht, Teil 1 habe ich nie beendet. Das normale Durchspielen nimmt je nach Können maximal 10 Stunden in Anspruch, bis man auch den letzten Stern gefunden hat, vergeht sicher ein Vielfaches davon.
Für Fans des ersten Teils stellt sich die Frage gar nicht erst, allen Mario-Fans und jedem, der gerne 3D-Platformer spielt, sei Super Mario Galaxy 2 wärmstens ans Herz gelegt. Es lohnt sich.

Super Mario Galaxy 2 (Wii)
Entwickler: Nintendo
Publisher: Nintendo
Erscheinungsdatum: bereits erschienen
USK-Einstufung: ab 6 freigegeben

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Zweite Meinung: (Was sagt unser Gastautor Maxx zu Super Mario Galaxy 2?)

Es gibt kaum etwas, dass auf der Wii mehr Spaß macht als mit Mario oder Luigi in eins der quer durchs Spiel verteilten Sternenportale zu hüpfen, um dann, durch ein leichtes Schütteln der Hand, durch die halbe Galaxie geschleudert zu werden. Auch die vielen abwechslungsreichen Level und eine sehr angenehme Handhabung (für einen Jump-n-Run Platformer auf der Wii), halten einen nicht vom puren Spielspaß ab. Am Ende des Tages ist Mario Galaxy 2 sogar eins der Spiele die man einlegt, um dann mitten in der Nacht verdutzt festzustellen, wie schnell die Zeit vergangen ist. Viel wichtiger noch: Mario Galaxy ist als Spiel so gut, dass man selbst nach drei Dutzend virtuellen Toden oder 60 Minuten “Trial and Error” nicht frustriert die Wii-Mote schmeißt, sondern voller Spaß weiterspielt.

Dennoch ist Super Mario Galaxy kein wirklich “neuer” Mario-Teil und muss sich leider berechtigt den Orden für ein Vollpreis-Add-On anstecken. Gut hin oder her… so wie Super Mario Land 2, die Lost Levels oder Super Mario Sunshine, wirkt dieser Weltall-Ausflug für den Klempner eher wie ein Spin-Off statt wie ein würdiger Nachfolger. Insgesamt immer noch eins der besten Wii-Spiele auf dem Markt und mit viel Charme und Liebe programmiert, dennoch sollte Mario für den nächsten Schritt auf der Heimkonsole High Definition und ein wiederbelebtes 2D-Gameplay in Betracht ziehen.

Fazit: vier Daumen hoch für Super Mario Galaxy 2.

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Mit-Gründer von Zockwork Orange, Casual Gamer, Assassin's-Creed-Fanboy, Hyrule-Retter. Beendet Spiele oft nicht, schreibt trotzdem drüber.

3 Comments

  1. Semi off-topic: Ich spiele momentan New Super Mario Bros. Wii und finde es abartig schwer und nervtötend. Gleichzeitig ist es sehr einfach, an Massen von Leben ranzukommen, so dass man Ewigkeiten an miesen Stellen verbringen kann. Unter gutem Leveldesign verstehe ich da was anderes und mir vergeht echt die Laune an dem ganzen Mario-Mist.

    Sollte ich in so einer Stimmung lieber die Finger von SMG(2) lassen oder sind die Spiele besser ausbalanciert?

  2. Du kannst eigentlich kein Level auslassen, sonst kommst du nicht zum Endgegner und das heißt, du musst auch die total nervigen machen, da führt kein Weg dran vorbei. Richtig schlimm sind aber nur die Zusatzsterne, die Kometensterne zum Beispiel, wenn man einen Endgegner nochmal machen muss, ohne ein einziges Mal getroffen zu werden. Der Frustfaktor ist an einzelnen Stellen recht hoch, übers ganze Spiel hinweg aber eigentlich annehmbar.

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