Review: Donkey Kong Country Returns 15

Review: Donkey Kong Country Returns 15

Traditionell fängt man ein Review mit einer Zusammenfassung der Story an. Bei Donkey Kong Country Returns würde das kaum zwei Zeilen in Anspruch nehmen. Natürlich erwartet man keine ausführliche Story bei einem Jump ‘n’ Run, ein bisschen Motivation, sämtliches Dschungelgetier platt zu hauen, sollte man dem Spieler aber schon bieten. DKCR führt Donkeys neue Gegner und sein Ziel innerhalb weniger Sekunden ein. Die bösen Tikis haben Donkeys Bananenvorrat gestohlen und alle Dschungelbewohner hypnotisiert, damit sie sich dem affigen Helden in den Weg stellen. Richtig gehört, King K. Rool und seine Kremlinghorden sind nicht mehr, Donkey und Diddy prügeln sich jetzt mit Maulwürfen, Spinnen, Krabben und seltsamen Kugelwesen. Andere Gegner – selbe Story.

Auch sonst hat sich einiges geändert, und doch versucht Donkey Kong Country Returns gleichzeitig dem alten Game ähnlich zu sein. Eine Gratwanderung, die nicht immer gut funktioniert. Lorenfahrten, goldene Kong-Buchstaben, Tonnen, die Donkey durch die Gegend schießen und Rambi das Rhinozeros können nicht davon ablenken, dass DKCR ein komplett neues Game ist. Die einzelnen Level haben bis auf den Beginn des ersten Levels kaum Gemeinsamkeiten mit der vermeintlichen Vorlage, die Gegner sind neu und vieles wurde weggelassen. Unterwasserlevel gibt es keine, bis auf Cranky ist kein anderes Mitglied der Kong-Familie anzutreffen und Donkey-Fans werden Expresso den Strauß, Enguarde den Schwertfisch und Winky den Frosch vermissen.

Dafür hat DKCR einiges an Neuerungen im Gameplay im Gepäck. Spielt man alleine, kann man nur Donkey steuern, zu zweit spielen Donkey und Diddy gleichzeitig und nicht mehr abwechselnd, was zu einiger Verwirrung führen kann. Bei einem Treffer sterben die Affen nicht direkt, da sie über mehrere Herzen verfügen, außerdem gibt es neben der Klopf-Attacke nun auch die Möglichkeit, Gegner und Pflanzen anzupusten. Dafür schüttelt man die Wii-Remote, was in der Variante mit Wii-Remote plus Nunchuk super funktioniert, wenn man nur die Wii-Remote quer hält, stört das Schütteln irgendwie beim Steuern. Im Spiel habe ich mehrfach die Steuerung gewechselt, war aber mit beiden Varianten nie so richtig glücklich. Der Classic-Controller wird leider nicht unterstützt, hätte zu diesem klassischen Jump ‘n’ Run aber eigentlich am besten gepasst.

Der Schwierigkeitsgrad bei Donkey Kong Country Returns ist verdammt hoch und hier liegt auch der größte Kritikpunkt. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich natürlich nicht einstellen, jeder Spieler wird quasi gezwungen, das Game auf ‘Schwer‘ zu spielen. Der Super Assistent in Form eines Albino-Affen soll hier zwar schwächere Spieler unterstützen – und im Gegensatz zu Super Mario Galaxy 2 und New Super Mario Bros. erscheint der sogar, wenn man ihn braucht – aber es nervt einfach, die Entscheidung abgenommen zu bekommen. Wenn mich ein Level nervt und es einen Super Assistenten gibt, warum kann ich den dann nicht einfach anwählen? Stattdessen sammelt man Münzen, kauft davon Leben und stürzt sich acht Mal in den Tod, damit das lustige Schwein einem die Hilfe des weißen Affen anbietet. Dieser Umweg nervt einfach, besonders für Spieler die wie ich gegen Mitte des Spiels müde kapitulieren und einfach nur noch zuschauen wollen, wie das Spiel für einen gespielt wird. Die letzten beiden der acht Welten habe ich komplett für mich spielen lassen, selber hätte ich gut 30-40 Versuche pro Level gebraucht und das sehe ich einfach nicht ein. Ich bin aber auch ein Spieler, der von einem Game primär unterhalten und nicht gefordert werden will. Die ganzen Amateur Steve Wiebes sehen in Donkey Kong Country Returns das erste Game seit Jahren auf einer Nintendo-Konsole, das tatsächlich herausfordernd ist. Alle anderen sind einfach nur frustriert, weil für sie ein simples Sidescrolling-Level spätestens nach dem fünften Versuch langweilig ist.

Ich habe die Games der Donkey Kong Country-Reihe geliebt, ich habe sie hier auch noch alle stehen und auch wenn Donkey Kong Country Returns optisch ein paar Leckerbissen bietet, die zwei Scherenschnitt-Level à la Limbo zum Beispiel, lohnt sich der ganze Stress dafür kaum. Wenn ich drüber nachdenke: ich war etwa 12 als ich Donkey Kong Country auf dem SNES gespielt habe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass DKCR einem Spieler in dem Alter viel Freude bereiten kann. Freude daran haben höchstens die älteren Gamer, die ständig wie Cranky Kong darüber meckern, dass heutige Games zu leicht seien und früher ja eh alles besser war. Retro Studios hat mit Donkey Kong Country Returns zwar gut die Mitte zwischen einer Neuauflage eines Klassikers und Elementen eines eigenen Games gefunden, leider werden aber nur die Spieler, die den Zeiten in denen der Begriff “Nintendo hard” geprägt wurde nachtrauern, richtig viel Spaß bei den teilweise wirklich unfairen Stellen haben. Ich entstaube derweil mein SNES und spiele Donkeys alte Abenteuer erneut.

Donkey Kong Country Returns (Wii)
Entwickler: Retro Studios
Publisher: Nintendo
Erscheinungsdatum: bereits erschienen
USK-Einstufung: ab 0 Jahren freigegeben

Donkey Kong Country Returns kaufen

Previous ArticleNext Article
Mit-Gründer von Zockwork Orange, Casual Gamer, Assassin's-Creed-Fanboy, Hyrule-Retter. Beendet Spiele oft nicht, schreibt trotzdem drüber.

15 Comments

  1. Da sagst du was. In Welt 6 gibt es eine Stelle, die imo unschaffbar ist wenn man Diddy Kong nicht hat (weil man sich mehrfach am Stück rollen muss). Das Blöde ist, dass kurz davor ein Speicherpunkt ist und ich dann kein Diddy-Fass mehr finden kann.
    Falls es jemand ausprobieren will:
    Das ist das Level, dass man mit dem Schlüssel umgehen kann (glaub 6-4). An der besagten Stelle sind so riesen Kugeln, vor denen man sich rechtzeitig in Vertiefungen im Boden retten muss.

    > Der Super Assistent in Form eines Albino-Affen
    Ich dachte das wäre Cranky Kong mit seinem grauen Fell. :-/

    Aber abgesehen von dem affigen Schwierigkeitsgrad ist die Vielfalt und Abwechslung der Welten wirklich hervorragend. Diesbezüglich finde ich DKCR besser als Super Mario Bros.

    Gruß, Dennis

  2. “Ich bin aber auch ein Spieler, der von einem Game primär unterhalten und nicht gefordert werden will.”

    Willst du so gar nicht gefordert werden? Dann kannst du dir ja eigentlich, etwas übertrieben ausgedrückt, auch gleich einen Film anschauen…

  3. Tolles Review, mal wieder!
    Aber: Du bist aber hart zum Affen. Auch ich (etwa in der mitte des Games) finde es recht knackig, auch zu knackig, stellenweise. Aber das Gefühl “der Affe ist zurück, und fühlt sich auch so an” macht bei mir einiges wett… Hach. Ich will frei und zocken. Jetzt.

  4. @Ranor: … oder jemand anderem beim Zocken zuschauen, korrekt. Ich hatte das auch schon mal in einem gesonderten Artikel angesprochen. Manche Leute spielen Games, um sich selbst etwas zu beweisen und die haben dann Spaß dran, wenn die nach 30 Versuchen ein Level hinbekommen. Dann klopfen die sich auf die Schulter und freuen sich. Die angesprochenen Steve Wiebes halt. (Der Vergleich passt bei diesem Spiel so schön)

    Andere Leute wollen sich zurücklehnen und sich von einem Spiel unterhalten lassen. Klar, das geht bei einem Jump ‘n’ Run generell nicht so gut wie z.B. bei einem Assassin’s Creed oder Fable… trotzdem, ein bisschen Spaß muss sein, soll ja nicht in Arbeit ausarten. Und wie Gameplorer richtig sagt: manche Stellen sind einfach zu schwer, teilweise richtig unfair. Da kommt man ohne Diddy gar nicht weiter, an anderen Stellen ist stumopfes Trial and Error angesagt. Eine Stelle schaffen, in die nächste Falle rasseln, neu starten, die zweite Hürde schaffen und bei der dritten sterben, neu starten… usw. Wie gesagt, bei keinem der alten DKCs hatte ich diese Probleme. Ein auswählbarer Schwierigkeitsgrad hätte vieles besser gemacht, aber das machen ja alle, Nintendo hält da lieber an dem Super Assistenten und der ist meiner Meinung nach Mist. Bei den Mario-Games kam er irgendwie nie, wenn ich ihn brauchte, hier erscheint er zwar, aber irgendwie fühlt sich das so trotzdem nicht richtig an.

    @Gameplorer: klar, die Level sind toll. Allein für das Sonnenuntergangs-Level am Strand (2ter Screenshot) oder die Fabrik hat sich das Spielen gelohnt.

    @Chris: dann viel Spaß noch, die letzten zwei Welten werden nochmal richtig schwer. Vielleicht war das auch nur mein Eindruck, weil ich keine Geduld hatte aber ich saß da teilweise nur mit weit offenem Mund, während der weiße Donkey das Level für mich gemacht hat und stammelte nur “WTF? Wie soll man das jemals schaffen?” vor mich her. Es kommen halt oft Stellen, wo man die Level auswendig kennen muss, weil man sonst gar nicht schnell genug reagieren kann, eigentlich alle auf dem Raketen-Fass. Da braucht man richtig viel Geduld und Zeit für.

  5. Na ja, so richtig viel hat der verlinkte Artikel ja nicht mit der Donkey Kong-Problematik zu tun. AC Brotherhood kannst du einfach so weiterspielen, Desynchronization hin oder her – das Spiel stoppt ja nicht sondern geht trotzdem weiter.
    Zum Schwierigkeitsgrad von Donkey Kong kann ich nichts sagen da ich den Titel mangels Wii nicht gespielt habe, aber da man in vielen Reviews von dem hohen Schwierigkeitsgrad liest wäre eine Wahlmöglichkeit diesbezüglich wohl angebracht gewesen… Wobei ich es grundsätzlich völlig in Ordnung finde wenn ab und an mal ein Spiel erscheint an dem sich manche einfach die Zähne ausbeißen (man denke nur an Ninja Gaiden für die erste Xbox).

  6. Das erste DKC habe ich mit 10 Jahren oder so gespielt. Wenn ich davon ausgehe, dass das neue eine ähnliche Zielgruppe hat, finde ich das mit dem “Zähne dran ausbeißen” nicht gut. Es sind ja gerade die älteren Gamer, die sich über den hohen Schwierigkeitsgrad “Wie in den guten alten Zeiten” freuen, die eigentliche Zielgruppe eines Wii-Games dieser Art findet das vermutlich – genau wie ich – nicht so toll. Hoher Schwierigkeitsgrad, schön und gut, hat seine Berechtigung. Aber nicht in einem Mario/Zelda/Donkey-Game, die sollten meiner Meinung nach – zur Konsole passend – für alle Altersklasse geeignet sein, auch für junge Spieler ohne große Videospielerfahrung.

  7. Unterschätzt du da nicht die “junge Zielgruppe”? Zu 16 Bit-Zeiten waren doch Mario, Sonic, Zelda und Konsorten keine leichten Spiele (ganz im Gegenteil) und wurden trotzdem von Kindern mit großer Begeisterung gespielt. Ich weiß zumindest noch das ich mir bei vielen Spielen einen abgebrochen habe (Mega Man 3 auf dem Gameboy, I´m talking to you!) und trotzdem einen Heidenspaß hatte.

  8. Mega Man 3 gab es auch auf dem Gameboy? Ich kenne es nur vom NES.
    Soll jetzt keine Nerd-Besserwisserei sein, aber ausgerechnet Mega Man 3 habe ich zu Grundschulzeiten mit einem Freund rauf und runter gespielt – und so pervers mies es war, so hatten wir dennoch einen Heidenspaß.
    Von daher lustig, dass du es erwähnst. Allgemein glaube ich auch, dass Kinder beim Zocken einem viel höheren Leidensdruck standhalten.
    Früher gab es ein paar Hausaufgaben und danach gehörte einem die Welt.
    Heute hat man Zeitdruck und Piles of Shame.

  9. Das Spiel ist ab Welt 6 wirklich recht schwer, aber es macht durchweg Laune.
    Es gab eigentlich kein Level, an dem ich verzweifelt bin.
    Im Vergleich zum ersten Teil auf dem SNES kann ich nur sagen, dass dieser auch sehr schwer war.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert