machina eX – 15.000 Gray, oder: Wie man ein Point’n’Click-Adventure auf die Bühne bringt. 4

machina eX – 15.000 Gray, oder: Wie man ein Point’n’Click-Adventure auf die Bühne bringt. 4

Theater und Coop-Multiplayer ist eine Mischung, die ich nie erwartet hätte, mal zu erleben. Theater und Coop, kann das überhaupt funktionieren? Dieses Experiment hat die Künstlergruppe machina eX mit ihrer Produktion »15.000 Gray« bereits 2011 zuerst in Berlin und dann deutschlandweit gewagt und macht aktuell im Rahmen des Projekts »Game ON Stage« Station im FFT Düsseldorf.

Professor Hövel hat sich einer bahnbrechenden Idee gewidmet: Mit seinem Team probiert er, durch Versuchen an Ratten, dem Menschen die Immunität gegenüber Radioaktivität anzueignen. Eines Morgens finden ihn allerdings seine Assistenten mit einer Bombe um den Bauch und bewusstlos in seinem Labor vor. An diesem Punkt springen die Zuschauer ein und versuchen gemeinsam mit den Assistenten herauszufinden, was passiert ist und wie die Situation bereinigt werden kann.

Wie in einem Point’n’Click-Adventure sind die Zuschauer, a.k.a. Spieler, gezwungen einzugreifen und Lösungen für Rätsel zu finden. Dabei gilt es gemeinsam das Gehirnschmalz zu aktivieren und sich auch mal zu trauen den Schreibtisch zu durchwühlen, wenn die Assistentin die Telefonnummer ihres Bosses verlegt hat. Die Schauspieler geben kryptisch gehaltene Tipps, auch wenn sie sonst während der Rätsel in einer kleinen Zeitschleife gefangen sind. Wie in einem guten Adventure sind die Rätsel allesamt gut zu lösen, erfordern aber definitiv die Zusammenarbeit mit den anderen Zuschauern.

Leider ist der Spaß sehr kurz: Bereits nach 45 Minuten waren die Rätsel gelöst und die Situation entschärft. Dass dabei die schauspielerische Leistung der Darsteller zu kurz kommt, liegt in der interaktiven Gestaltung des Stücks, denn schließlich steht der Zuschauer im Mittelpunkt. Ein sehr spannendes und lohnendes Experiment ist »15.000 Gray« dennoch, denn wie in einem guten Spiel fragt man sich beim Abspann, wo denn die letzte Stunde geblieben ist. Die Immersion steht in diesem Experiment im Mittelpunkt und durch die intensive Kommunikation mit den anderen Zuschauern ist das Gefühl Rätsel zu lösen einzigartig. Uneingeschränkte Immersion ist durch die Natur der Sache natürlich nicht gegeben, da der Spieler kein integraler Akteur der Geschichte ist. Diese Problematik lässt sich aber schnell verzeihen, wenn man unter Zeitdruck Aufgaben lösen muss, denn der Adrenalinstoß während der Rätsel ist größer als in jedem noch so immersiv gestalteten Egoshooter. Man muss aber definitiv kein Zocker sein, um Spaß zu haben, auch wenn mir an einer Stelle umfangreiche Computerkenntnisse geholfen haben ein Rätsel schnell zu lösen.

Bis Samstag den 10.11.2012 habt ihr die Möglichkeit euch in das Experiment zu stürzen und das Mysterium um Professor Hövel aufzulösen. Nutzt diese Möglichkeit, denn es lohnt sich wirklich, auch wenn der Eintrittspreis von 15€, bzw. ermäßigt 8€, im Vorverkauf abschrecken mag. Das Ganze findet im FFT Juta in der Kasernenstraße 6, Düsseldorf statt. Weitere Informationen zu »15.000 Gray« und Tickets findet ihr auf der Seite des FFT Düsseldorf. Des Weiteren laden das FFT und machina eX im Rahmen ihres Kooperationsprojekts Game ON Stage zu einem Barcamp am Sonntag, den 11.11., ab 11 Uhr ein. Hier habt ihr die Möglichkeit mit Vertretern aus Theater, Medienwissenschaften und anderen Zockern über das Format zu philosophieren und die weitere Entwicklung dieses Projekts zu beeinflussen. Weitere Informationen zum Barcamp findet ihr wieder auf der Seite des FFT Düsseldorf. Anmeldungen müssen an lisa.zehetner@fft-duesseldorf.de gerichtet werden.

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Frederik Wagner (Redaktion) Job: Student im Master of Education für Geschichte und Englisch Auf ZwO Experte für: PC-Spiele aller Art, hauptsächlich aber Sachen aus den Bereichen RPG und Strategie, bevorzugt rundenstrategisch. Die herumstehende Xbox erweitert das Spektrum um reine Konsolentitel. Hier holt sich Freddi Gaming-News: PCGamer.com Mail: fw [at] zockworkorange [dot] com Twitter: Fredelsloh XBLA: - PSN: - Steam: Fredelsloh Erstes Game: Prince of Persia Liebste Games: Baldur’s Gate II, Planescape Torment, Arcanum, Civilization II, Europa Universalis 3 Liebste Persönlichkeit der Branche: Warren Spector Liebste Game-Figur: Minsk und Boo

4 Comments

  1. Einen ganz großen Dank für den Artikel! Ich hab’s gestern Nachmittag gelesen und zu meiner Verwunderung festgestellt, dass ich fünf Minuten fußläufig entfernt arbeite. Und ich hatte gestern tatsächlich Zeit. Und ich habe gestern tatsächlich noch eine Karte bekommen. Und ich hab’s mir gestern angesehen.

    Und es war tatsächlich absolut fantastisch!

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