Mit Axt, Schwert und Hammer gegen das Böse 0

Mit Axt, Schwert und Hammer gegen das Böse 0

Obwohl ich weiß Gott nicht der Heimwerker vor dem Herrn bin, habe ich die letzten Tage ziemlich viel gehämmert und gespalten. In Deck 13s neuem Action-Rollenspiel »Lords of the Fallen« mache ich aber genau das und noch vieles mehr, denn neben Hämmern und Äxten fällt mir noch das eine oder andere Werkzeug in die Hände. Doch ist »Lords of the Fallen« das richtige Spiel, um kalte, dunkle Herbstwochenenden mit Tee auf dem Sofa zu verbringen, oder muss doch einfachere Kost her?

Die Story von »Lords of the Fallen« ist leider ungefähr genauso schnell erzählt, wie die von »Destiny«. So wird unser Antagonist Harkyn aus dem Gefängnis befreit, um die Herrscher zu vernichten, die aus einer anderen Dimension auf die Erde gekommen sind und dort alles in Schutt und Asche legen. Um Erlösung zu erlangen fängt Harkyn auch gleich zu Anfang an, eben diese Herrscher zu zerhämmern, ohne groß weitere Fragen zu stellen. Das klingt zwar plump, viel mehr erfährt man aber leider nicht über die gesamte Dauer des Spiels.

Cine

Zum Glück gibt es genügend Spielmechaniken, die von der desolaten Story ablenken und trotzdem genügend Motivation zum Weiterspielen liefern. Insbesondere das Level- und Upgradesystem hat es mir hierbei angetan. Für erledigte Gegner gibt es – wie wohl bei fast allen RPGs – Erfahrungspunkte, welche wir fröhlich mit uns herumtragen. Kommen wir an einem von den fair verteilten Checkpoints vorbei, können wir unsere gewonnene Erfahrung entweder in Attribut- oder Magiepunkte investieren und somit neue Zauber- oder Attributverbesserungen freischalten. So weit so trivial, nur kann ich meine Erfahrung eben auch wieder verlieren. Werde ich unterwegs ausnahmsweise mal von einem Gegner auf den Boden befördert (oder wie in meinem Falle hunderte Male) so verbleibt die Erfahrung am Todesort und man muss vom letzten Checkpoint hinlaufen und sie wieder einsammeln. Je länger ich dabei brauche, desto weniger Erfahrung gibts zurück. Zudem bekomme ich aber auch einen Bonus, wenn ich immer möglichst viel Erfahrung mit mir rumschleppe. So kann ich mich also andauernd zwischen der sicheren und der riskanten Variante entscheiden.

Auch das Kampfsystem funktioniert ohne Zweifel super. Ich kann aktiv blocken, vor Angriffen wegrollen und muss perfekt getimed kontern, um eine Chance gegen die anfänglich übermächtigen Gegner zu haben. Wechsle ich die Waffen von beispielsweise einem grobem Hammer auf ein leichtes Kurzschwert so merke ich das direkt und deutlich im Spielgefühl. Dass ich nicht wie bei etwa DMC leichthändig mit riesigen Waffen agieren kann, kommt dem Spiel stark zu Gute, denn durch die langsameren Bewegungen mit schwereren Waffen kommt ein sehr gutes Feeling für die Schwere der Waffe rüber. Für jeden Spielstil sollte also das passende Werkzeug vorhanden sein, um es mit den Lords aufzunehmen.
Das fühlt sich alles sehr nach »Dark Souls« an, ist für mich aber auf keinen Fall eine Kritik, denn was funktioniert muss ja nicht schlecht sein, nur weil es vorher schon einmal vorhanden war.

Bossdesign

Auch das Design und insbesondere das Leveldesign sind ein Highlight. Ich persönlich fahre ja eh auf alles ab, was im „Space-Marine“-Style mit dicker Schulterbepanzerung daher kommt, aber auch unabhängig von diesem Fetisch ist »Lords of the Fallen« sehr schön anzuschauen. Zudem gibt es neben der Bepanzerung des Antagonisten auch jede Menge Waffen und Schilde zu bestaunen. Von brennenden Schwertern bis wuchtigen Turmschildern ist alles stets schick durchdesigned und stimmig. Das Gegnerdesign ist nicht revolutionär, aber schön und gut umgesetzt. Besonders bei den Bossen wurde hier alles ausgepackt, was das Fantasygenre zu bieten hat.

Dead

Das lineare Leveldesign steht dem Charakterdesign in nichts nach, ist düster und insgesamt sehr stimmig. Die von der Decke hängenden Ketten und lodernden Feuer geben der Welt eine dunkle und teils schaurige Atmosphäre. Einzig die Kisten und Fässer sind mir da ein Dorn im Auge, denn in der gesamten Welt sind dieser zwar zahlreich verteilt und auch zerstörbar, jedoch beinhalten diese nie irgendwelche Items. Items sind getrennt davon einfach in der Welt, oder in seltenen Fällen in großen Truhen zu finden. Da stellt sich einem doch die Frage, warum man die Items nicht in die Kisten packt, wenn diese schon zerstörbar sind?

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Die größte Schwachstelle von »Lords of the Fallen« ist aber wohl leider das Balancing. Während ich zu Beginn des Spiels noch öfter den Boden schrubbe als mir lieb ist beim Feierabendbier mit den Kumpels zuzugeben, legt sich das relativ schnell im Verlauf des Spiels. Spätestens mit Entwicklung der magischen Fähigkeiten sind die normalen Gegner mit ein wenig Konzentration relativ leicht zu erledigen und entwickeln sich sogar zu fast obligatorischem Kanonenfutter. Und auch die Bosse werden mit der Zeit einfacher zu durchschauen. Das heißt aber nicht, dass ich dann auch schnell mit ihnen fertig bin, denn oft verfügen sie über eine unnötig hohe Menge an Lebenspunkten. Dies ist auf keinen Fall eine Kritik an der Schwierigkeit, wenn ich jedoch einen Boss, der effektiv nur eine “Verhaltensphase” hat, komplett durchschaut habe und dann 10 bis 15 Minuten auf im herumhämmere ohne Herausforderungen oder Veränderungen zu erleben, so finde ich dies ermüdend und langweilig, aber ganz bestimmt nicht fordernd.

Trotz dieser offensichtlich negativen Aspekte ist »Lords of the Fallen«, besonders auch wegen des intelligenten Erfahrungssystems, auf jeden Fall einen Blick Wert, besonders für Liebhaber der »Dark Souls«-Sparte. Ich hatte während meiner Spielzeit viel Spaß am Kampfsystem und habe oft bemerkt wie wenig ich für den Spaß am Leveln und Kämpfen eine Story brauchte. Wer also über einen fehlenden Plot hinwegblicken kann, findet mit »Lords of the Fallen« sicherlich gute Unterhaltung für die kommenden dunklen Tage des Jahres.

httpv://www.youtube.com/watch?v=bXFAJOQnwJc

gastautor_lukasGastautor Lukas: Benutzte den Computer schon in früher Kindheit als Lern- und Spielgerät. Taucht liebend gerne für Wochen in atmosphärische Spiele ein oder maximiert irrsinnig doofe Titel in MMORPGs. Nennt sich spaßeshalber CS:GO Spieler, ist aber (noch) weit von der Weltspitze entfernt. Twittert privat unter @sncyth und steht auch außerhalb von Games auf alles was sich unter dem Begriff “Nerdstuff” zusammenfassen lässt.

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